HOME    http://www.eurowrc.org/   >  Contributions  >  EuroWRC in Deutsch

 



 

 

 

September 2000
Innenminister Behrens und Frauenministerin Fischer: 
Männer-Gewalt muss vom Staat verfolgt werden 

Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache:
"Frauen als Gewaltopfer" am 10.02.2000 im Congress Center Düsseldorf
Rede von Innenminister Dr. Fritz Behrens zum Abschluss der Fachtagung
"Frauen als Gewaltopfer" am 10.02.2000 im Congress Center Düsseldorf 
 http://www.im.nrw.de/pm2000/news_366.htm

Düsseldorf, 10.02.2000 Das Innenministerium und das Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit teilen mit:

Jede dritte Frau in Deutschland ist zu Hause von Gewalt betroffen, jede siebte ist bereits einmal in ihrem Leben Opfer sexueller Gewalt geworden. Darauf hat Innenminister Dr. Fritz Behrens am Donnerstag (10.02.) zur Eröffnung des Fachkongresses "Frauen als Gewaltopfer" in Düsseldorf hingewiesen. "Gewalt erleben Frauen am häufigsten in ihrem sozialen Umfeld, die Täter sind Partner, Bekannte oder Verwandte", betonte Behrens. Die Zahl der Frauen, die Zuflucht in Frauenhäusern suchen, steigt ständig. "Jährlich flüchten allein in Nordrhein-Westfalen etwa 5.500 Frauen mit ihren Kindern vor prügelnden und misshandelnden Männern in Frauenhäuser", stellte Frauenministerin Birgit Fischer fest.

Ministerin Fischer: "Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache, sie ist eine Angelegenheit der inneren Sicherheit." Innenminister Behrens: "Und sie muss bestraft werden wie Gewalt auf der Straße." Die nordrhein-westfälischen Polizeibeamtinnen und -beamten seien deshalb angewiesen, in allen Fällen häuslicher Gewalt Strafanzeige zu stellen. "Mit dieser Regelung signalisiert die Landesregierung: Wir dulden keine folgenlose Gewalt - egal, wo sie sich abspielt!"

Nach der derzeitigen Rechtslage sind ca 80% aller Straftaten häuslicher Gewalt Körperverletzungsdelikte. Das heißt, sie werden nur auf Antrag, nicht aber "von Amts wegen" verfolgt. "Wir brauchen dringend eine bundesweite Regelung, die klarstellt, dass ein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung dieser besonders verwerflichen Art von Gewalt besteht", forderte Behrens. Nordrhein-Westfalen unterstützt deshalb die Bundesregierung bei der Umsetzung ihres Aktionsplans "Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen".

Frauenministerin Fischer: "Notwendig ist eine klare gesellschaftliche Ächtung der Männergewalt gegen Frauen und Mädchen. Diejenigen in der Gesellschaft, die für sich Vorbildcharakter reklamieren, müssen sich eindeutig öffentlich gegen Gewalt aussprechen. Und Männer müssen bereit sein, sich selbst zu verändern und ihre männliche Dominanz in Frage zu stellen." Die Auswirkungen von Gewalt auf die Gesellschaft dürften nicht unterschätzt werden. "Was insbesondere Kinder aus gewalttätigen Verhaltensweisen ihrer Väter für ihr eigenes Verhalten lernen, ist verheerend", betonte Behrens. Die Dunkelfeldforschung hat herausgefunden, dass höchstens sieben Prozent aller Fälle von Gewalt gegen Frauen angezeigt werden. "Das Problem prügelnder Männer darf kein Tabu sein und muss in der Gesellschaft offen zur Sprache kommen".

Die polizeiliche Kriminalstatistik enthält noch keine gesonderten Angaben zu Gewalttaten gegen Frauen. "Das muss endlich geändert werden", forderte Behrens nachdrücklich. Nordrhein-Westfalen unterstützt daher das Ziel, diese Statistik zu erweitern. Künftig sollten genauere Angaben über die Beziehung zwischen Täter und Oper sowie zum Tatort erhoben werden. Damit würden genauere Aussagen auch über häusliche Gewalt möglich.

Bisher steht bei der Gewaltkriminalität lediglich fest: Der Anteil der Verwandschafts- oder Partnerbeziehungen lag 1998 bei insgesamt 21 % (8.525 Fälle), ein "Bekanntschaftsverhältnis" wurde bei 33 % (13.615 Fälle) registriert. Bei versuchtem oder vollendetem Totschlag sowie der Körperverletzung mit Todesfolge waren in 45 % der Fälle Verwandte oder Partner die Täter, bei 38 % handelte es sich um Bekannte des Opfers.

Nordrhein-Westfalen verfügt über eine bundesweit vorbildliche Struktur von Einrichtungen zur Opferhilfe, die stetig ausgebaut wird. Dazu gehört ein flächendeckendes Netz von 63 Frauenhäusern, 51 landesgeförderten Frauenberatungsstellen und 40 als Notrufe arbeitende Fraueninitiativen.

 


up