http://www.dgov.be/Service/S1-4-4-2.html
Umfrage in den Schulen
In den Monaten Februar und März 1999 wurde, parallel zu den
Vorbeugungssitzungen in den Schulen, ebenfalls noch eine anonyme Umfrage zum
Thema "Gewalt" in den ersten zwei Sekundarklassen der Schulen
gestartet. Der auf einer bestehenden Vorlage basierende Fragenkatalog befasst
sich nicht nur mit dem akuten Problem der Gewalt, sondern beleuchtet auch das
soziale Umfeld der Jugendlichen, wie beispielsweise Fragen zum Schulalltag oder
zum Freizeitverhalten.
Gewalt: Begriffsbestimmung
Im Rahmen der Umfrage verstehen wir unter diesem Begriff
-
Gewalttaten gegen Personen (physische Gewalt) wie beispielsweise Körperverletzungen
-
Gewalttätige Handlungen gegen Sachen (Vandalismus/Sachbeschädigung)
-
Psychische Ausdrucksformen von Gewalt gegen Personen, wie beispielsweise
Beschimpfungen, Beleidigungen, Drohungen
Erste Auswertungsergebnisse der Umfrage
Insgesamt nahmen 782 Schüler und Schülerinnen an dieser Umfrage teil:
392 Jungen und 390 Mädchen.
Alter: 91 % zwischen 12 - 14 Jahre
9 % zwischen 15 - 17 Jahre
Nationalität: 85,4 % Belgier
11 % Deutsche
9 % Spanier, Niederländer, Luxemburger, Polen, Engländer, Jugoslawen, Ungarn
Wohnort: 46,3 % wohnen in Eupen
53,7 wohnen außerhalb von Eupen
Gewalttätige Handlungen der Schüler
Wir haben von den Schülern erfragt, wie häufig sie selbst konkrete
aggressive bzw. gewalttätige Handlungen in den vergangenen sechs Monaten
begangen haben. Eindeutig stellen die Beleidigungen bzw. Beschimpfungen anderer
Schüler die häufigste "Gewalttat" bzw. den häufigsten Normverstoß
dar.
Prügeleien sowie Beschmutzungen und Sachbeschädigungen sind ebenfalls weit
verbreitete Normverstöße.
Relativ selten wurden dagegen Bedrohungen mit Waffen, die sexuelle Belästigung
anderer Schüler oder die Bedrohung von Lehrern genannt.
Gründe für Gewalt an Schulen
Von den befragten Schülern nennen 62,7 % "Angeberei, um Anerkennung
zu erhalten" als Grund für die Gewalt. Gewalt ist also der Versuch
Aufmerksamkeit zu gewinnen.
58 % nennen auch allgemeine Frustration/Wut/Enttäuschung als Grund für
Gewaltanwendungen. Bedenklich ist die Tatsache, dass 53,2 % der Schüler
"Spaß an Gewalt" als Grund angeben.
Opfererfahrung der Jugendlichen
Am häufigsten gaben die Schüler "Opfererfahrungen" verbaler
Art an (Lästerungen, Beschimpfungen, Lügen). Relativ selten werden physische
Gewalttaten (Verprügeln) oder Bedrohungen genannt.
Schauplätze für Gewalttaten
Die meisten Gewalttaten ereignen sich laut Schülerbefragung auf dem
Schulhof.
Andere Schauplätze für Gewalt sind die Bushaltestellen, der Schulweg sowie die
Parkanlagen.
Freizeitaktivitäten der Schüler
Betrachtet man das Freizeitverhalten, so stellen Musik hören und das
Fernsehen die Lieblingsfreizeitbeschäftigungen der Jugendlichen dar. Sport,
Freunde treffen sowie Bücher lesen, spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle.
Kaum eine Rolle spielt bei diesen Jugendlichen jedoch die Politik.
Medienkonsum der Schüler
Die beliebtesten Fernsehsendungen sind Actionfilme, gefolgt von
Familienserien.
Der durchschnittliche Fernsehkonsum liegt an einem Wochentag zwischen 1-3
Stunden.
An einem Wochenendtag liegt der Durchschnitt bei 2-4 Stunden.
Im Verhältnis zum Fernsehen verbringen die Schüler deutlich weniger Zeit mit
Videospielen/Gameboy oder PC. Hier liegt der tägliche Durchschnittswert bei
"bis zu 1 Stunde".
Schule und Alltag
Die Schüler sind mit ihrer Schul- bzw. Schülersituation zufrieden. 87,6
% aller befragten Schüler gefällt es an ihrer Schule.
Die Einschätzung der Schüler in bezug auf ihre schulischen Leistungen sieht
wie folgt aus:
26,5 % halten sich für gute Schüler;
67 % halten sich für mittelmäßig;
6,5 % halten sich für schlechte Schüler.
Die meisten Jugendlichen sind auch mit der Unterrichtsgestaltung, den Lehrern
und dem Umgang miteinander zufrieden. Dennoch unterliegen viele einem großen
Leistungsdruck von Seiten der Eltern (Erwartungen) und der Schule
(Klassenarbeiten).
Beinahe die Hälfte aller Befragten (48 %) sorgt sich sehr um die eigene
Zukunft.
Familienkontext und Umfeld
Die sozialen Beziehungen zu den Eltern werden positiv beurteilt. Interesse
und Unterstützung der Eltern für die Aktivitäten ihrer Sprösslinge ist
vorhanden.
Die Mehrheit der Schüler hat Vertrauen zu den Eltern und betraut sie mit
vorhandenen Problemen.
Im Bereich Wohnumfeld antworten 90 % der Befragten, dass sie über ein eigenes
Zimmer verfügen.
77,5 % der Väter und 67 % der Mütter gehen einer Erwerbstätigkeit nach
(ganztags, halbtags oder stundenweise).
Die vollständige Auswertung dieser Umfrage erfolgt zu einem späteren
Zeitpunkt und wird ein genaues Bild pro Schule erfassen.
|