HOME    http://www.eurowrc.org/   >  Contributions  >  EuroWRC in Deutsch

 



 

 

 

Ausgabe 154 vom 05.12.2000

393 Männer gegen VerGEWALTigung
Kampagne des Notrufs gegen Männergewalt 
endete mit engagierter Diskussion


Gewalt an Frauen und Mädchen kann beendet werden, wenn der Gewalt ausübende Mann die Entscheidung trifft, damit aufzuhören. Dies ist ein Fazit der Podiumsdiskussion "Was tun? Männer im Gespräch über Handlungsstrategien gegen Gewalt an Frauen und Mädchen". Auf Initiative des Vereins "Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen und Mädchen haben Ende November vier Männer auf dem Podium und mit den Zuhörern und Zuhörerinnen ausführlich über Männergewalt diskutiert. Sie erklärten, warum sich Männer gegen Gewalt an Frauen und Mädchen engagieren, im Privatleben, in der rollenkritischen Jungenarbeit und in der Beratungsarbeit mit Männern, und wie sie es tun.

Beteiligt waren Torsten Kruse vom Präventionsbüro Petze, Kiel, Hans-Jürgen Wielsch vom Verein "Männer gegen Männergewalt", Hamburg, Gerhard Hafner als Vertreter der "Weißen Schleife", Berlin, und Torsten Joel, als politisch engagierter Privatmann aus Lübeck. Sie machten drei Punkte besonders deutlich:

*Vergewaltigung ist keine Triebtat, sondern Gewalt.

*Eine Hand kann nicht ausrutschen, sondern wird bewußt zum Schlag erhoben.

*Männerkumpanei schützt gewaltausübende Männer vor Sanktionen.

Diese Positionen "aus Männermund zu hören", empfanden viele Frauen bei der Diskussion als sehr erholsam, so Catharina Strutz-Hauch vom Notruf.

Pro und contra Therapie

Was einen Mann wirklich motiviere, gewalttätiges Verhalten abzulegen, wurde diskutiert. Umstritten war unter den Männern, ob eine als Auflage erteilte Therapie eines Gewalttäters zum Erfolg führen könne oder ob eine Therapie nur dann erfolgreich sein könne, wenn der Mann sie freiwillig einginge. Dieses Thema wird in den Medien immer wieder dann aufgebracht, wenn ein Gewalttäter freikommt und trotz Therapie erneut Gewalt ausübt.

Auch die Frage, wie spannende Jungenarbeit aussehen kann, die sich kritsch mit den Geschlechterrollen auseinandersetzt und der Gewalt vorbeugend entgegenwirkt, wurde diskutiert. Jungen fehlten häufig Männer als positive Vorbilder, die auch in der Lage seien, schwierige oder traurige Gefühle zu fühlen und zum Ausdruck zu bringen.

Rund 70 Gäste verfolgten die Diskussion. Die Hälfte davon waren Männer, die sich lebhaft beteiligten. Mit dieser Veranstaltung wurde die Unterschrif- tenkampagne "1000+1 Mann gegen VerGEWALTigung" abgeschlossen. Nicht 1001, aber immerhin 393 Männer bezogen mit ihrer Unterschrift Stellung für Frauen und Mädchen, die Gewalt erfahren haben. Sie wollten damit zeigen, daß Übergriffe nicht bagatellisiert oder als Kavaliersdelikt abgetan werden dürfen. 245 Männer waren sogar bereit, mit ihrem Namen auf einem Plakat der Kampagne zu erscheinen.

 


up