Mannsarde gegen Männergewalt

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Mansarde gegen Männergewalt

 

Gerhard Hafner
Mansarde gegen Männergewalt
e.V. Kreuzbergstr. 71 - 10965 Berlin
Tel/Fax 030 - 7859825 eMail:
Mannsarde(AT)t-online.de

Konzeption eines Beratungs- und Wohn-Projekts gegen Männergewalt.

Mansarde gegen Männergewalt (Bisheriger Projektname: Männerhaus)

Auch:
Weiße Schleifen Kampagne
 http://www.white-ribbon.ch/ 
Männer Büro 
 http://www.mannebuero.ch/  
Männergewalt Der etwas andere Informationsdienst für Männer - Frauen und Geschlechterfragen   info@@@maennerrat.de 
http://www.maennerrat.de/maennergewalt.htm 

Der Arbeitskreis Marzahn gegen häusliche Gewalt wurde Anfang 1999 von Mitarbeiter Innen des Bezirksamtes (Gleichstellungstelle, Jugendamt, Sozialamt), Polizei, psychosozialen Einrichtungen und der Volkssolidarität Marzahn gebildet. Damit soll erreicht werden, daß diese Gewalt nicht mehr als Kavaliersdelikt bagatellisiert und als das private Problem der Mißhandelten abgetan wird.

Der Arbeitskreis arbeitet häuslicher Gewalt präventiv entgegen, um Taten und deren Wiederholung zu verhindern.

Er will
* Frauen vor Mißhandlungen schützen und sie stärken, damit sie sich gegen Gewalt wirkungsvoll zur Wehr setzen können und ihr Recht auf Unversehrtheit respektiert wird,
* den Tätern Grenzen setzen und denjenigen entgegentreten, die Gewalt als Mittel der Lösung (familiärer) Konflikte tolerieren,
* in den Marzahner Institutionen Handlungsansätze umsetzen, um Täter zur Verantwortung zu ziehen und auf sie Druck auszuüben, damit sie ihr Verhalten ändern,
* den Kindern in den betroffenen Familien helfen; selbst wenn sie nicht direkt Opfer der Gewalt sind, so sind sie immer schwer belastet, oft sind sie geschockt und traumatisiert,
* Männer dazu aufrufen, sich für die Beendigung von Männergewalt öffentlich einzusetzen,
* gewaltfördernden Männerbildern entgegenzuarbeiten, nicht zuletzt damit sich Jungen nicht zu Tätern entwickeln.

Beratung für Männer - gegen Gewalt

Gewalt wird ganz überwiegend von Männern ausgeübt. Um dieses gesellschaftliche Problem bei der Wurzel zu packen, wendet sich die Beratungsstelle an Männer. Sie unterstützt Männer, ihren Taten ein Ende zu setzen.

Gewalttätiges Verhalten ist gelernt. Auch gewaltfreies Verhalten kann gelernt werden. Die Männer lernen
* die Übernahme der alleinigen Verantwortung für die Gewalt und ihre Folgen,
* zu erkennen, was sie dem Opfer der Gewalt (auch den Kindern) angetan haben,
* Kommunikationsformen, um Partnerschaftskonflikte gewaltlos zu lösen,
* den Umgang mit Ärger, Enttäuschung, Wut und Eifersucht etc.,
* eine Männlichkeit, die nicht nur gewaltfrei ist, sondern auch das gleichberechtigte Zusammenleben von Frauen und Männern anstrebt.

Die Beratung bietet
* eine persönliche Beratung für Männer, die in Ihrer Ehe/Partnerschaft oder in der Trennung gegen ihre Partnerin zu Gewalttaten neigen bzw. bereits gewalttätig geworden sind,
* einen Anti-Gewalt-Kurs, in dem Männer mit anderen Betroffenen in einer Gruppe lernen, ihre Gewaltbereitschaft abzubauen und mit Konflikten konstruktiv und gewaltfrei umzugehen,
* eine Telefon-Hotline. Beratung für Männer - gegen Gewalt Volkssolidarität Marzahn
Martha-Arendsee-Str. 4
D - 12681 Berlin-Marzahn
Tel/Fax 030 - 541 39 32

Außerhalb der Sprechzeiten: 030 - 785 98 25 Sprechzeiten (Gerhard Hafner, Dipl.Psych.): Freitags 15:00 bis 18:00 Uhr und nach Vereinbarung. Anti-Gewalt-Kurs: nach Voranmeldung. Die Beratung ist kostenlos. Das Projekt wird vom Bezirksamt Marzahn gefördert.
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Datum:  13.01.1996

Ressort:  Wirtschaft

Autor:  Rosa Ortega und Christian Thiel

"Es ist ein toleriertes Phänomen"

Männergewalt und Grausamkeiten in der Partnerschaft 
Zwei Berliner Vereine holen das Thema aus der Tabuzone

"Manche Männer brechen nicht nur die Herzen ihrer Frauen" - so soll es demnächst auf den Plakatwänden Berlins zu lesen sein. Das Foto dazu zeigt ein Röntgenbild: den gebrochenen Schädel einer Frau.

Harte Worte, harte Bilder. Häusliche Gewalt gegen Frauen ist eines der Tabuthemen unserer Gesellschaft. Die Plakataktion vom Verein "mannege" soll auf das Problem Männergewalt aufmerksam machen.

Christian Spoden, Mitarbeiter bei "mannege", berichtet von vielen schockierenden Fällen: Ein Mann schlägt seine Frau krankenhausreif, bricht ihr den Kiefer. Sie hatte mit einem anderen geflirtet. Ein anderer Mann sticht seiner Frau ein Messer in den Bauch. Sie ist im Beruf erfolgreicher, verdient mehr Geld. Diese "Demütigung" erträgt er nicht.

Schätzungen zufolge werden in der Bundesrepublik jährlich vier Millionen Frauen mißhandelt. Reaktionen von seiten der Gesellschaft bleiben jedoch in den meisten Fällen aus. Niemand will sich einmischen, denn die Mißhandlungen werden als Privatsache abgetan. Schlagende Männer haben in der Regel keine Sanktionen zu fürchten.

Bloß ein blaues Auge

Natürlich sind nicht alle Fälle von Gewalt gegen Frauen so brutal wie die genannten Beispiele. Die Formen der Gewalt reichen von lebensgefährlichen Verletzungen bis zu verbalen Kränkungen und psychischem Terror. Das Problem jedoch bleibt dasselbe. "Häusliche Gewalt gegen Frauen ist ein toleriertes Phänomen", sagt Gerhard Hafner vom Verein "Mannsarde". "Die alltägliche häusliche Gewalt, die ,nur` mit einem blauen Auge oder mit kleineren Verletzungen endet, ist ja für viele nicht der Rede wert. Es sei denn, es sind Prominente daran beteiligt."

Männer schlagen Frauen aus Frust, zur Strafe, um sie zu demütigen oder weil Argumente ausgegangen sind.

Der Verein "Mannsarde" arbeitet ausschließlich mit Männern, die ihre Frauen oder Kinder geschlagen haben. "Mannege" bietet zusätzlich allgemeine Beratungen für Männer und Väter an.

Beide Vereine versuchen, gewalttätig gewordenen Männern aus der Gewaltspirale herauszuhelfen. "Niemand muß jemand anderen schlagen. Es gibt immer Möglichkeiten, gewaltfrei zu reagieren, wenn man nur will." Hinweise dieser Art gibt Christian Spoden regelmäßig. Rechtfertigungen der Männer, sie hätten die Kontrolle über sich verloren oder die Frau habe die Prügel herausgefordert, sind an der Tagesordnung.

Auch Gerhard Hafner kennt dieses Phänomen: "Viele Männer sagen, sie wissen gar nicht, was ihnen ,passiert` ist. Ihnen ist die Hand ,ausgerutscht`. Die Frau hat etwas Provozierendes gesagt, und plötzlich hat sie ein blaues Auge gehabt. Für die Täter ist es, als hätte ein anderer zugeschlagen."

Ein wichtiges Ziel der Beratungen ist deshalb, den Männern ihr Verhalten bewußtzumachen. Auch die Ursachen werden zusammen erforscht. Durch Gespräche, Rollenspiele und andere Methoden werden dann Verhaltensalternativen probiert und eingeübt.

Die Männer kommen in die Beratung, weil sie von anderen Stellen, zum Beispiel einer Alkoholberatung, zu "mannege" oder zu "Mannsarde" geschickt werden. Viele kommen, weil sich die Frau von ihnen getrennt hat oder sich trennen will. Sie wollen die Frau zurückhaben, möglichst ohne sich zu ändern.

Frauen rufen an

In vielen Fällen nehmen die Partnerinnen den ersten Kontakt zur Beratungsstelle auf. Erst dadurch bringen sie den Mann dazu, selbst Hilfe aufzusuchen.

Um zu vermeiden, daß die Opfer mitsamt ihren Kindern ins Frauenhaus flüchten müssen, versucht "Mannsarde" ein stationäres Projekt - das Stadthaus - ins Leben zu rufen. "Die Frauen und ihre Kinder sollen in der häuslichen Umgebung bleiben. Statt dessen kommt der Mann in eine Unterbringung. Dort muß er für einen gewissen Zeitraum eine Beratung wahrnehmen. Er soll zusammen mit anderen Männern lernen, gewaltfrei zu leben", erklärt Gerhard Hafner die Idee des Stadthauses.

Ein ähnliches Projekt existiert bereits in Melbourne, Australien. Dort machen die betroffenen Männer und Frauen gute Erfahrungen mit der stationären Betreuung. "In einer Großstadt wie Berlin besteht durchaus auch Bedarf für ein solches Projekt", meinen die Sozialarbeiter der Beratungsstellen.

Nur Schulterklopfen

Von vielen Politikern gelobt, steht die Finanzierung des Projekts dennoch in den Sternen. "Das ist ein häufiger Widerspruch", resümiert Gerhard Hafner, "daß man im Gespräch mit Politikern und Politikerinnen ein kräftiges Schulterklopfen bekommt, aber Geld gibt's dann eben trotzdem nicht."

Dies gilt nicht nur für die Finanzierung des Stadthauses, sondern auch für die Arbeit der Vereine selbst. Und für die Plakataktion von "mannege" gegen Gewalt in Beziehungen fehlt bislang auch noch ein Geldgeber. "Das Konzept liegt fertig in der Schublade", sagt Christian Spoden. "Sobald wir die nötigen 15 000 Mark zusammenhaben, kann es losgehen."

mannege - Information und Beratung für Männer e.V., Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 16 bis 18 Uhr, Mittwoch 11 bis 13 Uhr. Haus der Demokratie, Zimmer 304, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin-Mitte, Telefon: 2 08 21 57. 

 


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