Männer Zurück an der Herd ?

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Männer Zurück an der Herd ?

 

Men back to the kitchen stove ?

Mag.Peter Jedlicka
Arbeitsmarktservice
Reschgasse 20
A 1120 Wien / Austria
Tel. (+43/1) 817 45 56/418

English abstract

Arbeitslosigkeit ist im ausklingenden zwanzigsten Jahrhundert zu einem anhaltenden europäischen (und internationalen) Problem geworden. Eine der wenigen erfolgversprechenden Strategien, sie zu bekämpfen ist die Idee, die vorhandene Arbeit einfach auf mehrere Personen aufzuteilen, die dann eben alle ihre Arbeitszeit reduzieren.

Rein historisch ist dieser Schritt ja überfällig, denn die durchschnittliche Wochenarbeitszeit hat sich seit Beginn des Jahrhunderts durch diverse Modernisierungsprozesse kontinuierlich um gut ein Drittel reduziert. Warum also jetzt partout bei vierzig Wochenstunden (ich spreche von der durchschnittlichen ggw. Österreichischen Situation) stehen bleiben, wenn offensichtlich damit so viele Leute nicht am Erwerbsleben teilhaben können ?

Aber auch profeministische Männer sollten in der Reduktion der Arbeitszeit eine Strategie erkennen, die Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern zu erhöhen und gleichzeitig auch ihr eigenes Leben zu bereichern. Wer von uns mit einem Vollzeitjob hat nicht schon manchmal gestöhnt über den langen Arbeitstag und die geringe Freizeit ? Ist es nicht für viele Väter von Kleinkindern bedauerlich, daß sie viele Entwicklungsschritte des Kindes verpassen, weil sie so lange im Büro sitzen ?

Natürlich ist eine Arbeitszeitreduktion nicht für alle so einfach möglich. Gerade in einem Mehrpersonenhaushalt muss die finanzielle Absicherung auf festen Beinen stehen. Ausserdem sind die meisten Firmen noch gar nicht auf flexible Arbeitzeitmodelle eingestellt. Institutionen des öffentlichen Dienstes gehen hier jedoch bereits als positives Beispiel voran und berichten von größerer Arbeitszufriedenheit bei den Bediensteten.

Befassen wir uns ehrlicherweise zunächst mit den Nachteilen einer Reduktion der Arbeitszeit - denn offensichtlich gibt es ja Widerstände gegen Teilzeitarbeit, sonst würde sie sich bereits mehr unter Männern durchgesetzt haben. Übrigens gewinnen Männer, die zur Teilzeit gezwungen wurden, um nicht ihren Job zu verlieren (z.B. BMW Werke in Deutschland) ihrer neuen Lebensweise sehr bald viel positives ab.

Weniger Geld zu verdienen, kann für einen Mann heissen, seine Vormachtstellung in einer Zweierbeziehung aufzugeben ("ich bringe das Geld heim, also bestimme ich, was hier passiert"). Es heisst auch, einem in der Werbung transportierten Erfolgsideal eine Absage zu erteilen: vielleicht kein grosses Auto, den neuesten PC, die beste Hifi oder Videoanlage zu haben, nicht mehr teuer/oft essen zu gehen, beim Urlaub sparsamer zu sein. All das wird dann relativiert, wenn eine Partnerin - wie angestrebt - selbst über ein Teilzeiteinkommen verfügt und dies zum Haushaltsbudget beiträgt. Auch sind die Tätigkeiten im Haushalt für viele Männer nicht erstrebenswert. (Das Thema Hausarbeit ist ja zudem oft von einer Kompetenzdiskussion zwischen Mann und Frau geprägt, die psychologisch noch weitgehend unerforscht ist.)

Die Frage ist, ob wir Männer den positiven Seiten der Teilzeitarbeit nicht viel mehr abgewinnen können: Mehr Zeit für uns, unsere Kinder, unsere Hobbies. Berufliche Probleme verlieren an Bedeutung, wenn die Erwerbsarbeit das Leben nicht mehr so stark dominiert. Keine alleinige finanzielle Verantwortung in der Familie (wenn ein partnerschaftliches Modell realisiert werden kann). Gesünderes Leben, da wir uns in der Freizeit mehr bewegen können als auf dem Bürosessel. Günstigere Einkäufe, wenn wir mehr Zeit haben, Angebote zu vergleichen. Weniger Kinderbetreuungskosten, wenn wir unsere Kinder selbst betreuen können. Hausarbeit als "Nachdenkzeit" mit manueller Tätigkeit, bei der ich meine Lieblingsmusik laut aufdrehen kann. Mehr Zeit, Freundschaften zu pflegen. Kein Pensionsschock, da unsere Leben vor der Pension nicht nur von Arbeit dominiert war. Mehr Zeit, sich in der Natur aufzuhalten. Interessantere Partnerschaften, da man sich mit den Partnerinnen verstärkt über berufliche Anliegen austauschen kann. Mehr Zeit für die Betreuung von älteren oder kranken Familienmitgliedern. Aktiveres politisches Engagement. Mehr ehrenamtliches soziales, künstlerisches oder Umweltschutzengagement. Usw., usf.

Es wird vielleicht nicht leicht sein, umzudenken und der alten Männerformel "ich arbeite, also bin ich" abzuschwören, wir sollten es jedoch alle versuchen. Es wäre doch schade, wenn wir die Vorteile der Teilzeitarbeit - die übrigens von manchen Firmen mit professioneller Hilfe geplant wird ("Managing E-Quality") - nur den Frauen zu überlassen. Sie bedeutet einen Gewinn an Lebensqualität für uns alle: Männer, Frauen und Kinder.

ENGLISH ABSTRACT:

Considering the constant unemployment in Europe, the author explains that the reduction of individual workingtime is not only a strategy to reduce unemployment, but also a way for profeminist men to contribute to the aim of equal opportunities for men and women. A man who is works only part time has not only the chance to enrich his life by having more time for other occupations (hobbies, nature, relationship, family, sports) but also - especially as a father - the possibility to take over more responsibility traditionally assigned to women (child care, housework). The loss of income could be reduced by double (part-time) income in a relationship, the "psychological" loss in terms of success or status, should be critically discussed among men and compared with the many advantages of a life not only focused on regular work.

Peter Jedlicka is a sociologist working as a consultant in the Austrian Employment Service (AMS) - http://www.ams.or.at 

 


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